Rückschläge sind nur was für Gewinner! (BP)

Ja, du hast richtig gelesen. Rückschläge sind meiner Meinung nach nur etwas für Gewinner. Denn nur, wer etwas wagt, kann überhaupt einen Rückschlag erleiden und nur wer es versucht, kann scheitern. Doch genauso wie Scheitern, ist auch Siegen eine Sache, die nur passieren kann, wenn man es versucht. 
Und obwohl uns das allen bewusst ist, neigen wir doch dazu, so viel Angst vor den Rückschlägen zu haben, dass wir es lieber gar nicht erst versuchen oder bei den ersten Stolpersteinen aufgeben statt weiterzukämpfen. 
Wir denken: Wenn ich ein „richtiger Künstler“ wäre, würde ich nicht jedes zweites Bild wegschmeißen, wenn ich ein „richtiger Autor“ wäre, müsste ich nicht fast jedes Kapitel nochmal neu schreiben. 

Um meine Meinung zu diesem Thema verdeutlichen zu können, müssen wir uns die letzten Jahre meines Lebens anschauen.
Im Rahmen dieses Blogbeitrag möchte ich dir quasi die Geschichte meines Lebens erzählen – naja nicht ganz. Ich möchte dir erzählen wie ich mit dem Schreiben angefangen habe und wie daraus drei veröffentlichte Bücher geworden sind. 

In Interviews und Gesprächen werde ich oft gefragt, wie ich dazu gekommen bin, Bücher zu schreiben. Meine Standardantwort sieht dann meistens ungefähr so aus: 

„Ich hatte schon als Kind immer viel Fantasie und habe schon im Deutschunterricht in der Grundschule angefangen längere Texte zu schreiben als die meisten anderen Kinder. Für mich war das Schreiben immer eine Möglichkeit meine vielen Ideen aufs Papier und raus aus meinem Kopf zu bringen. Mit 12 hatte ich dann die Idee zu meinem ersten Roman – auch wenn ich damals noch nicht wusste, dass es ein vollständiger Roman werden würde. Damals dachte ich, es wäre nur eine weitere Idee, die ich beginne auf Papier zu bringen und höchstwahrscheinlich nach 10 Seiten wieder fallen lasse, weil ich etwas neues im Kopf habe. Doch zwei Jahre und ungefähr 300 Seiten später wurde immer klar–, dass es sich tatsächlich zu einen Roman entwickelt. Mit 14 habe ich dann noch einmal neu begonnen, um es besser zu machen und mit 16 war mein erstes Buch fertig und veröffentlicht. Mit 17 habe ich dann den 2. Teil und mit 18 den 3. Teil dieser Trilogie veröffentlichen können.“

Hört sich richtig gut an, oder? 
Genauso wie man sich das eben vorstellt, wenn man an eine junge Autorin denkt. 
Und doch, obwohl all das die Wahrheit ist und ich meine Geschichte definitiv so zusammenfassen kann, kann ich auch ein ganz anderes Bild malen. 
Die Realität ist nicht ganz so Friede-Freude-Eierkuchen, wie man sich das gerne vorstellt, wenn man an Autoren und Schriftsteller denkt. 

Nehmen wir doch einfach mal den kleinen Nebensatz: Und mit 14 habe ich dann nochmal neu angefangen, um es besser zu machen… 
Hier hört sich das nach so einem kleinen Detail an, aber wenn man darüber nachdenkt, dass ich davor volle zwei Jahre an einem Buch geschrieben habe, nur um dann festzustellen, dass ich alles schlecht finde und es komplett neu machen möchte, ist es plötzlich gar nicht mehr so klein. 

Alles verwerfen und neu anfangen müssen kennen wahrscheinlich die meisten kreativen Köpfe nur zu gut. Bei Autoren sind es angefangene Bücher, bei Künstlern angefangene Bilder und bei Musikern angefangene Songs. 

Und doch sehen wir am Ende immer nur das fertige Buch, das fertige Bild oder den fertigen Song ohne das jemand erwähnt wie viele verworfene Versuche eigentlich davor kamen. 

Die Frage ist nur, ob das der richtige Weg ist? Vielleicht sollten wir mehr über Rückschläge sprechen, um ein echteres Bild der Realität zu zeichnen. 

Ich frage mich manchmal, wieviel kreative Genies noch unter uns schlummern und sich nicht trauen anzufangen oder weiterzumachen, weil sie denken Rückschläge sind etwas für Verlierer.

In den sechs Jahren meiner schriftstellerischen Tätigkeit habe ich nicht nur Wochen der Schreibblockade, unendliche viele Selbstzweifel und viele verworfenen Ideen erlebt, sondern auch bis in späte Stunden geschrieben statt zu schlafen. Ich habe Stunden vor YouTube und Blogs verbracht, um mir Wissen über Self-publishing anzueignen nur um es am Ende doch nie vollends zu verstehen. Öfter als ich zählen könnte, habe ich ernsthaft darüber nachgedacht aufzugeben und viele Stimmen haben mir immer wieder gesagt, dass ich zu jung, zu unerfahren, zu unbekannt bin, um so etwas zu schaffen. 

Und doch sitze ich heute hier und schaue mit einem Lächeln auf all das zurück. Jede Träne, jede schlaflose Nacht, jede verspannte Schulter vom ewigen Laptop überallhin mitnehmen, ist es zu 100% wert gewesen. 

Und das nicht, weil ich meine drei Bücher inzwischen in den Händen halten kann. Auch nicht, weil ich dadurch Geld oder Zeitungsartikel bekommen habe. 
Sondern ganz einfach, weil ich stolz bin auf den steinigen Weg, der hinter mir liegt und weil es meine Leidenschaft ist. Weil nichts dieses Gefühl ersetzen kann einen richtigen Schreibflow zu haben oder mitten in der Nacht mit der ersehnten Idee für die weitere Handlung aufzuwachen und dann solch ein Kribbeln in den Fingern zu haben, dass man gar nicht anders kann als loszutippen. Das Gefühl die Zeit komplett zu vergessen und das Lächeln eines Lesers deines Werkes zu sehen. 

Wieso ist so tief in unseren Köpfen verankert, dass das erste Manuskript perfekt sein muss, dass der erste Pinselstrich genau richtig sitzen muss oder dass der erste Akkord direkt der passende  sein muss. 
Sollten wir nicht viel mehr stolz darauf sein, dass wir ein Werk erschaffen haben, obwohl es ein Kampf war? 
Zeigt nicht genau das den wahren Kampfgeist und die wahren Gewinnertypen? 

Ich hoffe mein kleiner Artikel hat dich inspiriert und du freust dich schon auf weitere Beiträge.

Liebe Grüße

Stefanie

One Question (KG)

„Weißt du schon welche Frage du stellen wirst?“, fragt das Mädchen neben mir und ist damit offiziell die 1.000.000 Person, die mir diese Frage stellt. 
Ich gebe mir die größte Mühe nicht allzu genervt auszusehen und wende meinen Blick vom Vorhang ab. Das Mädchen schaut mich aus neugierigen Augen an, also ringe ich mich zu einer Gegenfrage durch. „Weißt du es denn schon?“
Sie antwortet mir irgendetwas, wahrscheinlich über all die tiefsinnigen Fragen, die sie im Kopf hat, aber ich höre ihr gar nicht zu. 
Meine Aufmerksamkeit liegt auf dem Vorhang, dem ich mit jeder Minute ein bisschen näher komme. Die anderen Mädchen um mich herum sind voller freudiger Aufregung – sie freuen sich schon seit Monaten auf diesen Tag und können es kaum erwarten endlich den Raum hinter dem Vorhang zu betreten. 

Und ich? 
Als anscheinend einzig normale – oder einzig verrückte – Person hier würde ich lieber über ein Nagelbrett laufen als hier zu sein.
Egal wie oft mir meine Eltern erklärt haben, wie es zu diesem System gekommen ist und was für eine große wissenschaftliche Errungenschaft es ist – größer als die Besiedlung des Mars, größer als die Erschließung der Wüsten und Pole, größer als all die wissenschaftlichen Erfindungen, die in den letzten hundert Jahren in unserer Welt passiert sind – ich hasse es immer noch. Egal wie oft mir erklärt wurde, dass dieses System nur Vorteile hat – es spart Zeit, bewahrt vor schlechten Gefühlen, sichert unseren Fortbestand– für mich ist es nicht das größte, sondern das schlimmste, was die Menschheit bis heute erfunden hat. 
Es heißt, ein System wie dieses zu finden, war schon seit Jahrzehnten der Traum der Menschen. Es gab wohl schon im 21. Jahrhundert Vorläufermodelle. Damals mussten die Menschen ihre Daten noch selber per Hand in einen Computer eingeben und niemand konnte überprüfen, ob sie die Wahrheit sagen. Und genau das war das große Problem – zu mindest bezeichnen unsere Geschichtsbücher es so. 
Die Vorläufermodelle konnten nicht funktionieren, doch mit der Erfindung des Mind Scannings und des anschließenden Gesetzes, das jeden Menschen dazu zwingt alle drei Jahre ein Mind Scanning durchführen zu lassen, haben es möglich gemacht. 

Inzwischen sind alle Mädchen, die vor mir dran waren, registriert worden und haben sich ihrem Schicksal gestellt. Oder ihrem Glück – wie sie es bezeichnen würden.
Ich bin dran und der Mann schaut kurz von seinem Computer hoch. Er deutet auf den Fingerabdruck Scanner ohne etwas zu sagen und ich lege meine Finger auf die Fläche. 
Auch ohne den Bildschirm zu sehen weiß ich, dass der Mann nun in meine Akte eingetreten ist. Er tippt einiges und winkt mich dann weiter. 
Durch den Vorhang gelange ich in einen Raum, der einem kleinen Kino ähnelt. Nachdem noch einige weitere Mädchen den Raum betreten und sich gesetzt haben, erlischt das Licht und eine Projektion beginnt. Wir sehen uns eine Rede unserer Präsidentin an. 
Meine Oma hat mir erzählt, dass zu ihren Zeiten solche 3D Projektionen von Menschen noch nicht möglich waren und sie all ihr Informationen nur von 2D Videos erhalten haben. Ich frage mich, wie langweilig ihnen das Kino wohl vorgekommen sein muss, wenn so deutlich war, dass es sich um eine Aufnahme und nicht um echte Menschen handelte, die sie vor sich hatten. 

„Ihr habt die große Ehre Teil dieses Programms zu sein und statt auf euer Glück zu hoffen oder ihm nachzulaufen, so wie es unsere Vorfahren tun mussten, ist euch das Glück gewiss. Das Zeitalter der Unsicherheit liegt dank unserer wissenschaftlichen Erfolge hinter uns und ihr dürft die Früchte der harten Arbeit eurer Großeltern und Eltern genießen. Ich gehe davon aus, dass ihr euch alle gut vorbereitet habt für diesen besonderen Tag und besonders gut über eure „One Question“-Zeit nachgedacht habt, aber seid euch gewiss: Die Wissenschaft und die Erfahrungen stehen hinter euch, also genießt diesen wichtigen Schritt ins Erwachsenenleben“, schließt unsere Präsidentin und die Projektion endet. 
Eine Frau beginnt nacheinander Namen aufzurufen und jedes Mädchen mit einem Hilfsroboter loszuschicken. Dem jeweiligen Roboter programmiert sie durch den Fingerabdruck des Mädchens den richtigen Weg ins System. 
Als ich dran bin und mein Roboter losfährt, um mich zum richtigen Raum zu bringen überlege ich, zu versuchen ihn kaputt zu machen und dann zu fliehen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er stabiler ist als meine Faust. Außerdem würde er sofort eine Meldung an die Hauptzentrale schicken, wenn ich einen Fluchtversuch starten würde. 
Und da sag noch einmal jemand, die neue Technik schenkt uns mehr Freiheit … 

„Weißt du schon welche Frage du stellen wirst?“, fragt mein kleiner Roboter und dieses Mal gebe ich mir keine Mühe, sondern stöhne auf. Er ist schließlich eine Maschine, also kann ich seine Gefühle auch nicht verletzen. 
„Das ist eine ungewöhnliche Antwort auf diese Frage. Ich bin mir nicht sicher, ob ich sie einordnen kann“, erwidert er und fährt um eine Ecke. 
„Das musst du auch nicht“, sage ich genervt, „Ich denke, ich werde die Jungs einfach fragen, ob sie lieber in Salz- oder in Süßwasser schwimmen.“
Der Roboter sieht mich an und ich sehe, wie das System in seinem Körper arbeitet. Auf so eine sinnlose Frage ist er nicht programmiert worden. 
„Ich bin mir sicher, du hast lange darüber nachgedacht und es ist die richtige Frage für dich“, sagt er schließlich seine Standardantwort für Fragen, die er nicht anderweitig beantworten kann. 
In unserer Welt gibt es definitiv schlauere Roboter, aber Wegweiser-Roboter sind billige Modelle, die mit wenig Kapazität für wenig Geld gebaut werden. 

Schließlich kommen wir an und er öffnet mir die Tür. 
Ich betrete den Raum und mein Blick fällt auf einen gutaussehenden jungen Mann, der an einem Tisch sitzt. Er grinst mich mit einem freudigen und gespannten Lächeln an und in dem Moment, in dem ich das sehe, wäre ich am liebsten rückwärts wieder rausgegangen. 
Ich weiß, dass dieser Junge – genau wie die anderen Jungs, die ich heute treffen werde – all dem entspricht, was mein Kopf erwartet von einem zukünftigen Mann, sowohl in meinem Bewusstsein, als auch in meinem Unterbewusstsein. Das Mind Scanning weiß mehr über meine Wünsche und Gedanken als ich selber und kann dadurch bessere und optimiertere Entscheidungen treffen als ich es könnte. 
Ich setze mich und der Wissenschaftler, der uns zugeteilt ist, sieht mich auffordernd an, also stelle ich meine Frage. „Schwimmst du lieber in Salz- oder in Süßwasser?“
Dem Jungen mir gegenüber fällt das Grinsen aus dem Gesicht. Damit hat er nicht gerechnet, schließlich ist es uns nur erlaubt eine einzige Frage zu stellen und normalerweise verschwendet man diese nicht. 
„Süßwasser würde ich sagen“, sagt er dann verunsichert von der Situation. 
Er blickt zu dem Wissenschaftler, aber dieser notiert nur fleißig Dinge auf seinem Tablet. Faszinierend wie viel er anscheinend aus diesem Gespräch herauszulesen meint. 
Der Junge fragt mich – ganz tiefsinnig – nach meiner Lebensphilosophie. 

Als ich den Raum wieder verlasse und mit meinem Wegweiser-Roboter zum nächsten Raum gehe, mache ich mental den ersten Hacken. Fehlen nur noch zwei. 
Jedem Jugendlichen werden drei potenzielle Partner vorgestellt. Alle drei haben mindestens eine Komptabilität von 99% basierend auf dem Mind Scanning. Die „One-Question“-Zeit ist deswegen nicht dafür da, um inhaltlich zu verstehen, ob dein Gegenüber die gleichen Interessen, Lebensvorstellungen oder Angewohnheiten hat wie du selber, sondern einzig und allein dafür, um zu sehen ob der Faktor Y stimmt. 
Faktor Y nennen die Wissenschaftler das, was meine Oma liebevoll als „die Chemie die stimmt“ oder „der Funke der überspringt“ bezeichnet. Ich habe diese Vergleiche nie so richtig verstanden, aber das liegt wohl daran, dass sie aus einer anderen Zeit kommt. Der Faktor Y ist im Endeffekt einfach die eine Sache, die Wissenschaftler bis heute nicht ganz berechnen können. Was sie jedoch berechnen konnten ist, das dieser Faktor Y sich innerhalb weniger Sekunden nach dem ersten Zusammentreffen entscheidet und deswegen nicht mehr als ein kurzes Gespräch, bestehend aus zwei Fragen und zwei Antworten nötig ist. 

Mein zweites Gespräch läuft ziemlich ähnlich zum ersten und mit dementsprechend vorbelasteter Laune, öffne ich die Tür zu meinem dritten Treffen. 
Mein Blick fällt auf den Jungen am Tisch. Seinen Gesichtsausdruck kann ich nicht deuten und diese Tatsache fasziniert mich. Ich habe erwartet, einen weiteren nervig freudig lächelnden Jungen zu sehen, aber das Mind Scanning scheint wohl in diesem Punkt einen guten Job gemacht zu haben. 

Dieses Mal entscheide ich mich im letzten Moment noch um und frage ihn statt nach seiner Wasserpriorität eine Frage, die noch sinnloser ist, um ihm und dem Wissenschaftler, der mit uns am Tisch sitzt, ganz klar zu zeigen, wie sehr mir dieses System missfällt. 
„Wenn ich „handhaben“ sage, denkst du dann zu erst an „handhaben“ zusammengeschrieben oder an eine „Hand haben“ auseinandergeschrieben?“
Er mustert mich und einer seiner Mundwinkel hebt sich. Ich hatte gehofft, dass er sich erschreckt über meine Dreistigkeit, aber es scheint fast so, als hätte er mit so etwas gerechnet. 
„Definitiv eine wichtige Frage“, sagt er dann in einem Tonfall, als würde er tatsächlich angestrengt über seine Antwort nachdenken, „Ich würde sagen, ich denke zuerst an die zusammengeschriebene Version, weil ich in den letzten Wochen so oft gefragt wurde, wie ich die „One-Question“-Zeit handhaben werde und dieses Wort deswegen im Moment sehr präsent in meinem Kopf ist“, antwortet er dann mit ernster Stimme. Ich sehe dem Blitzen in seinen Augen an, dass es ihm die Situation Spaß macht.
„Und mich würde interessieren“, beginnt er seine Frage, „ob du deinen Teebeutel normalerweise nach der Ziehzeit rausnimmst oder aus Faulheit einfach in der Tasse lässt?“
Ich kann mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Seine Frage ist vielleicht fast noch ein bisschen weiter weg von tiefsinnig als meine. 
Als dieses System erfunden wurde, haben die Erfinder sicherlich nicht damit gerechnet, dass es auch Menschen wie uns geben wird. Menschen, die ihr Glück lieber suchen und vielleicht niemals finden, als es einfach vor die Nase gestellt zu bekommen. 

Schicksalsstern (2/2) (KG)

Die Sterne erhellen das Dach des Krankenhauses. Eigentlich darf ich nachts nicht aus meinem Zimmer, aber ich lasse mir von niemandem verbieten, die Sterne zu sehen. Das Dach ist nicht dafür gedacht, dass Leute hier oben sind, das erkenne ich am wildbewachsenen Boden und dem fehlenden Geländer. 
Ich möchte nicht in diesem Krankenhaus sein, aber sie lassen mich nicht gehen, also muss ich mich damit arrangieren und irgendwie das Beste daraus machen. 
„Ich wusste, dass ich dich hier finden werde“, ertönt plötzlich eine männliche Stimme hinter mir. Ich erkenne sie sofort und weiß auch ohne mich umzudrehen, dass es der Junge ist, der mich in meiner Ruine gefunden hat. Ich drehe mich nicht um, ich möchte nicht, dass er hier ist, aber er bleibt und setzt sich neben mich.
Diesmal spricht er nicht, er sitzt einfach da und schaut wie ich hoch zu den Sternen.
Obwohl ich ihn erst einen Tag kenne, kann ich seinen Stern schon sehen. Er scheint hell, jedoch etwas dunkler als der Stern meiner Schwester. Ich schaue kurz zu ihm rüber, doch bevor er seinen Blick ebenfalls von den Sternen abwendet, schaue ich wieder nach oben. Ich will seinem Blick nicht begegnen, also schaue ich stattdessen zurück zu seinem Stern. Zu meinem Entsetzen sehe ich, dass er ein kleines bisschen dunkler ist als zuvor. 
Ich habe so etwas noch nie gesehen. Normalerweise verblasst ein Stern sehr langsam. Jeden Tag etwas dunkler bis die Person stirbt. Aber er ist vollkommen gesund … Sein Stern war vor ein paar Sekunden noch so hell und jetzt muss ich mitansehen, wie er von Sekunde zu Sekunde mehr und mehr verblasst. Mein Blick schnellt zurück zu ihm und ich starre ihn an, um etwas zu finden, was ihn bald töten könnte, aber ich kann nichts Ungewöhnliches finden. 
Er merkt, dass ich ihn ansehe, also wendet er sich zu mir und lächelt mich an. 
„Was ist los?“, fragt er mit weicher Stimme. 
Ich kann ihm nicht antworten und selbst wenn ich könnte, wüsste ich nicht was ich ihm sagen sollte. Mein Blick geht zurück zu seinem Stern, aber es fällt mir schwer, ihn zu finden, weil er inzwischen so dunkel ist. Endlich finde ich ihn, aber das kleine Licht zeigt mir, dass er in den nächsten fünf Minuten sterben wird, wenn sein Licht weiterhin so schnell verblasst. Während ich völlig in Panik gerate, schaut er nur weiter seelenruhig in den Himmel. Während ich mir Sorgen um sein Leben mache, ist er völlig entspannt.
Meine Augen wechseln immer wieder zwischen ihm und seinem Stern hin und her, aber nach ein paar Sekunden erstarrt mein Blick auf etwas ganz anderem. Genauer gesagt, auf dem Rand des Daches. Das Dach ohne Geländer…
„Du solltest gehen!“, sage ich laut. Ich weiß, ich werde es noch schlimmer machen, wenn ich mit ihm spreche, aber ich muss ihn von diesem Dach wegbringen. Meine Gefühle sagen mir, er wird auf diesem Dach sterben und wenn es um den Tod geht, kann ich normalerweise meinen Gefühlen vertrauen.
„Warum sollte ich gehen? Wenn du allein sein willst, kannst du gerne gehen“, antwortet er.
„Vertrau mir! Geh weg oder du wirst es bereuen!“, sage ich mit einem besorgten Blick zu seinem Stern. Meine Worte machen es noch schlimmer, aber ich weiß nicht, was ich sonst tun soll, um sein Leben zu retten. Er ist zu jung, um zu sterben.
„Vertrau mir, wenn ich sage, dass ich weiß, was für mich am besten ist“, sagt er immer noch völlig ruhig und steht auf. Für einen Moment denke ich, er würde gehen, aber er schlendert einfach herum.
Ich stehe ebenfalls auf und packe verzweifelt seinen Arm. „Wir gehen jetzt!“
„Du musst mir nicht sagen, was ich tun werde“, sagt er und zieht seinen Arm weg. Wahrscheinlich dachte er, ich sei stärker als ich tatsächlich bin, weil er so viel Kraft einsetzt, um seinen Arm wegzuziehen, dass er plötzlich rückwärts stolpert.
„Nein!“, schreie ich, aber es ist schon passiert. Sein Fuß trifft auf Luft statt auf Boden und er fällt.
Sofort schießt mein Blick hoch zu seinem Stern. 
Sein Licht geht aus und wird niemals zurückkommen. Es bleibt ein kleines dunkles Loch am Sternenhimmel und ein kleines dunkles Loch in meinem Herzen. 
Es ist meine Schuld, weil ich dachte, ich könnte sein Schicksal ändern. Er war der erste Mensch, der mich seit Jahren zum Lachen gebracht hat und ich wollte nicht wahrhaben, dass sein Leben jetzt schon vorbei ist. 
Ich bin gefährlich, auch wenn ich jemand beschützen will – oder vielleicht auch ganz besonders dann, wenn ich jemanden beschützen will. 

Schicksalsstern (1/2) (KG)

Die Treppenstufen unter meinen nackten Füßen sind kalt, aber das ist mir völlig egal – so wie die meisten Dinge, die mir geblieben sind. Alles, was mir früher wichtig war, musste ich aufgeben bis mir nur noch diese eine Sache geblieben ist. Diese eine Sache, zu der ich gerade auf dem Weg bin. Ich bin auf dem Weg zu dem einzigen, was mir in meinem nutzlosen Leben wichtig ist. Ich bin auf dem Weg zu den Sternen. 
Auf dem Weg zu meinem einzigen Fenster zur Welt dort draußen. 
Nach zwei weiteren Schritten bin ich endlich da. Der Blick vom Dach zu den Sternen bringt mich immer zum Lächeln. Das Flachdach der leeren Ruine, in der ich wohne, ermöglicht es mir dort mit dem perfekten Blick auf die Sterne zu sitzen. Wenn ich zu ihnen hochschaue, fällt mein Blick immer als erstes auf den Stern meiner Schwester. Er scheint hell auf mich herunter. Natürlich tut er das … Sie ist ein Kind. Sie hat noch viel Zeit vor sich und ich habe nie mit ihr gesprochen. 
Der zweite Stern, den ich sehe, ist der Stern meiner Mutter, der jede Nacht dunkler wird. Ich weiß, dass das Licht mir das Leben zeigt und ich weiß auch, dass jedes Mal, wenn ein Stern aufhört zu leuchten, ein Mensch aufhört zu atmen. Das Licht eines Sternes nimmt ab, wenn die Lebensenergie eines Menschen abnimmt. Im Falle meiner Mutter ist es meine Schuld. Ich habe so viel mit ihr gesprochen, als ich zu jung war, um zu verstehen, was meine Stimme mit ihrem Leben macht.
Ich setze mich auf den Boden und betrachte die verschiedenen Sterne der Leute, die ich früher jeden Tag gesehen habe – Nachbarn, Freunde meiner Schwester und meiner Mutter. Letztere hat mich niemals mit ihnen reden lassen, aber ich habe mir immer vorgestellt, wie ihre Leben wohl aussieht und wie ich eines Tages mit ihnen rede.
Plötzlich wird der stille Moment von Stimmen unterbrochen, aber ich bin zu schockiert, um mich zu bewegen. Die Stimmen werden immer lauter; Die Personen müssen näher kommen. 
Näher an diesen Ort.
Näher an mich. 

Dieser Gedanke holt mich schließlich aus meiner Schockstarre. Nach dem Bruchteil einer Sekunde stehe ich auf den Beinen und bin bereit wegzulaufen. Ich bin gefährlich und muss diese Leute vor mir beschützen. 
Schritte auf der Treppe. 
Ich bin völlig in Panik, denn die Treppe, auf der ich die Schritte höre, ist mein einziger Ausweg von diesem Dach. Das einzige, das mir übrigbleibt ist, mich hier zu verstecken und zu hoffen, dass sie weggehen, ohne mich zu sehen.
Ich setze mich neben einen schmutzigen Stuhl, hoffentlich versteckt von der Dunkelheit. Gerade rechtzeitig bevor die erste Person das Dach betritt. Ich sehe nur ein Paar Schuhe, denn ich traue mich nicht meinen Kopf zu heben. Jede Bewegung könnte mich verraten.
„Hey Leute, kommt her!“, ruft die Person mit einer männliche Stimme die Treppe hinunter. Er ist nicht mehr als einen Meter von mir entfernt. Jemand anderes ruft etwas zurück, aber ich bin zu panisch, um es zu verstehen. Warum sind diese Jungs in mein Haus gerannt?
Es ist so abgelegen, so zerfallen, so unscheinbar.
Ich schiebe mich noch weiter Richtung Hauswand, um noch weniger gesehen zu werden. 
Knartz.
Ein Stein, den ich ausversehen berührt habe, hat einen kleinen Laut gemacht und ich könnte mich selbst schlagen für meine Dummheit. Der Laut war nur ganz leise, aber bei der Stille hier draußen im Nichts, muss der Junge es gehört haben. 
„Oh, was haben wir denn da?“, sagt der Junge und ohne ihn anzusehen, weiß ich, dass er mich entdeckt hat. Ich schaue auf meine Knie und traue mich nicht einmal zu atmen. 
„Was hast du hier oben gefunden?“, fragt eine andere männliche Stimme. 
„Wie schön der Blick von hier oben ist“, sagt eine weitere Stimme.
Die drei führen ein kurzes Gespräch und ich hoffe, dass der Junge mich vergessen hat, auch wenn das ungefähr so wahrscheinlich ist wie das ich meine Schwester je wieder sehe. 
Ich ziehe die Knie noch fester an die Brust und versuche noch kleiner zu werden und noch mehr in der Dunkelheit zu verschwinden. 
Ich höre Schritte auf mich zu kommen. „Dann lass uns doch mal sehen, was wir hier haben“, höre ich die Stimme des Ersten. 
„Ein kleines Mädchen.“
Ich bin 16 und nicht klein, aber ich sage nichts. Meine Stimme ist so gefährlich wie meine Existenz, also muss ich mich zurückhalten.
„Was machst du denn hier alleine, kleines Mädchen?“, fragt er mich, aber ich schweige. Solange ich mich nicht bewege oder spreche, kann ich sie nicht wirklich verletzen. Solange ich nicht spreche, kann ich ihnen nicht ihre Lebenszeit stehlen.
Die plötzliche Berührung einer Hand an meinem Bein lässt mich aufschrecken und schließlich doch aufschauen. Der Junge hat sich neben mich gehockt und sieht mich aus gespannten Augen an. 
Ich schaue einige Sekunden in seine Augen, doch bewege mich nicht. 
Er scheint zu verstehen, dass ich nichts sagen werde, also steht er wieder auf und geht zurück zu seinen Freunden. 
In den nächsten Minuten kann ich sie auf ihren Handys tippen und flüstern hören, aber zu leise, als dass ich etwas verstehen könnte.

Zehn Minuten später weiß ich die Antwort. Sie haben einen Krankenwagen gerufen, um mich abholen zu lassen, weil sie dachten, ich sei ein verlorenes Mädchen. 
Inzwischen sitze ich im Krankenhaus, weil sie mich dazu gezwungen haben, mitzukommen. Ein Arzt steht vor mir und versucht herauszufinden, wer ich bin und wo meine Familie ist, aber ich schweige.
„Kann ich versuchen, mit ihr zu reden?“, fragt der Typ vom Dach. Ich weiß nicht, wo die anderen beiden Jungs sind, aber er wollte unbedingt mit uns im Krankenwagen herfahren.
Der Arzt stimmt zu, er hofft wohl, dass ich mit dem Jungen sprechen werde, aber das werde ich nicht.
„Hey, kleines Mädchen“, beginnt er das Gespräch und nervt mich schon wieder damit. 
Ich hätte nicht gedacht, dass nachdem ich jahrelang keine Stimme mehr in echt gehört habe, das die ersten Worte sein würden. 
Jahrelang habe ich mich erfolgreich versteckt und dann kommen diese blöden, abenteuerlichen Jungs und machen alles kaputt. 
„Möchtest du mir sagen, wie es dazu kommt, dass ein kleines Mädchen wie du allein auf einem Dach sitzt?“, fragt er und ich wundere mich, ob er wirklich denkt, dass man so mit jemandem reden würde, der verschreckt ist. 
„Verdreckte Kleidung, keine Schuhe – du bist schon länger als ich mir vorstellen möchte nicht mehr in einem richtigen Zuhause gewesen, oder?“, fragt er weiter und ich hebe schließlich den Kopf, um ihm wenigstens durch meinen Gesichtsausdruck zu zeigen, dass er mich nervt. 
Ein Blick in meine Augen und er verstummt. Er wendet sich zu dem Arzt und sagt leise: „Wenn Blicke töten könnten… Ich glaube dieses kleine Mädchen wird nicht einfach.“
„Ich bin nicht klein“, krächze ich ohne es meinem Mund erlaubt zu haben. 
Scheiße! 
Das einzige, was ich tun muss, ist zu schweigen und nicht einmal das schaffe ich.
„Oh! Sie spricht“, scherzt er und einer seiner Mundwinkel hebt sich. Er macht einen Schritt auf mich zu, wohl in der Erwartung, dass ich jetzt noch weiter sprechen werde. 
„Können wir uns jetzt doch noch unterhalten?“, fragt er und erhält natürlich keine Antwort von mir. 
„Dann fange ich einfach an“, meint er, setzt sich neben mich auf mein Krankenhausbett und beginnt mir von sich zu erzählen. 
Obwohl ich die nächsten zwanzig Minuten nicht mehr spreche, setzt er seinen Monolog unbeirrt fort. Ein paar Mal bringt er mich zum Lachen und für jemanden, der sehr lange nicht mehr gelacht hat ist das allein schon eine sehr besondere Sache. 

Fortsetzung folgt … 

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Herzlich Willkommen & was dich hier erwartet (BP)

Lieber Leser, liebe Leserin,

herzlich willkommen auf meiner Website!

Ich freue mich, dass du hergefunden hast und mich auf meiner Reise begleiten möchtest. Eine Reise zwischen Büchern, Kurzgeschichten und Blogposts über die Gedanken einer jungen Schriftstellerin.

Meine Name ist Stefanie Peisker, ich bin 18 Jahre alt und habe in den letzten Jahren drei Bücher veröffentlicht und für meinen Debütroman den Förderpreis des Jugendkulturpreises meiner Heimatstadt gewonnen. In Interviews und Gesprächen über meine Leidenschaft zum Schreiben habe ich immer mehr gemerkt, dass ich gerne einen Ort hätte, um meine Gedanken zu teilen und mich kreativ auszuleben. Und genau an diesem Ort bist du gelandet.

Ich wollte einen Ort schaffen, an dem ich mein kreatives Leben auf einem Fleck habe und verbinde deswegen mit dieser Website meine kreativen Leidenschaften:

  • Meine Romane
  • Meine Kurzgeschichten
  • Meine Gedanken als junge Autorin

Während ich mit Büchern schon einige Erfahrungen sammeln konnte, ist das Konzept der Kurzgeschichten und der Blogposts noch eher neu für mich – aber ich hatte einfach Lust es mal auszuprobieren. Und da ich mir immer sage: „Am Ende bereut man nur die Dinge, die man nicht getan hat“ , habe ich beschlossen diese Seite ins Leben zu rufen.

Mir kribbeln schon die Finger, wenn ich daran denke, was für Möglichkeiten mir nun offen stehen und ich hoffe, du freust dich genauso wie ich.
Zu Beginn habe ich mir vorgenommen jede Woche einen Beitrag hier hochzuladen, was entweder ein Blogbeitrag oder eine Kurzgeschichte sein kann.

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  • du ein kreativer Mensch bist, der sich durch kurze Geschichten und Gedankenanstöße immer wieder neu inspirieren lassen möchte
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Deine Steffi


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